BILDGESTALTER
ARTE, Deutschland, 2023, 52min
Regie: Holger Riedel
Kamera: Max Schlehuber
Ein Fischerdorf an der abgelegenen Südküste Neufundlands steht vor der letzten großen Entscheidung: Seine 75 Bewohner müssen wählen, ob sie bleiben oder alle zusammen ihre Heimat für immer verlassen sollen. Die Provinzverwaltung unterstützt die Umsiedlung mit bis zu 270.000 Dollar pro Haushalt, denn die Aufrechterhaltung der öffentlichen Infrastruktur wäre noch teurer.
Neufundland kennt eine lange Geschichte der Umsiedlungen. Beginnend in den 50er Jahren zwang die Regierung die entlegen lebenden Menschen, häufig kanadische Ureinwohner, an zentraler gelegenen Orten zu siedeln. Dort wurden Arbeitskräfte gebraucht. Im Lauf der Jahre wurde die Kritik an den alternativlos verfügten Umsiedlungsprogrammen immer lauter. Doch wirtschaftliche Zwänge setzten sich durch. Angesichts drohender Arbeitslosigkeit wurden Hunderte kleiner Ortschaften aufgegeben. Outports nennt man die einst blühenden Küstenorte. Sie galten als das wahre Neufundland, die Heimat der Entdecker und Gründer, der Stolz der Nation. Gaultois ist einer der letzten Outports in Neufundland. Der Ort lebte bis in die 90er Jahre prächtig vom Kabeljau – bis die Überfischung zu Fangverboten führte und das langsame Sterben von Gaultois einleitete. Für Nostalgie hat die Provinzverwaltung in St. John's keinen Sinn. Knappe Kassen lässt sie mit spitzem Stift rechnen: Allein die Fährverbindung aufrechtzuerhalten, kostet die Regierung jährlich eine Million Dollar. Schule, Müllabfuhr, Post – all das ist für den Steuerzahler teurer, als wenn jede Familie für die Umsiedlung mit umgerechnet 190.000 Euro entschädigt würde. Die staatliche Förderung gibt es allerdings nur, wenn mindestens 75 Prozent der Bewohner mitmachen und ihre Häuser aufgeben wollen. Auch die Gegner der Umsiedlung müssten dann umsiedeln. Gaultois würde von der Landkarte verschwinden. "360° Reportage" ist dabei, wenn die Gemeinde über das Schicksal von Gaultois entscheidet.
ARTE, Deutschland, 52min
Regie: Holger Riedel
Kamera: Max Schlehuber
Indien, Geburtsland des Hinduismus und Buddhismus, das Land der Spiritualität. Heiler und Gurus, sogenannte Babas, tausende im ganzen Land und einige berühmt und reich, berufen sich auf höhere Mächte. Doch es gibt Widerstand gegen den gefährlichen Aberglauben und die Geschäftemacherei mit der Hoffnung auf Gesundheit. Die Rationalisten haben sich zusammengeschlossen, mit ihrem Science-Van fahren sie, im Dienst der Wissenschaft, durch das ganze Land und klären auf.
Rationalist zu sein ist eine Weltanschauung, eine Haltung zum Leben. Rationalisten glauben nicht an Götter und Geister, sondern an Vernunft und Wissenschaft. Die Organisation hat fast zehntausend Mitglieder, sie machen ehrenamtlich mit, sind aufgeklärt und arbeiten als Anwälte, Lehrer, Handwerker oder Hochschulprofessoren. Von harmlosen Trickbetrügereien bis zu schweren seelischen Musshandlungen und ruinöser Abhängigkeit reicht das Spektrum der Opfer. Frauen sind durch ihre minderwertige Position in der Familie und auch im gesellschaftlichen Leben dankbare Opfer, mangelnde Bildung ist fast immer der Grund dafür, dass die Menschen den Vorführungen oder Sitzungen der Gurus blind vertrauen. Das Roadmovie zeigt eine beeindruckende Reise mit mehreren Rationalisten, wir sind mit ihnen in den Slums von Mumbai sowie auf dem Land unterwegs, sehen Erschreckendes und auch Positives. Parvin Sherka ist eines der Baba-Opfer. Der 39-jährige Ingenieur hatte Rheuma. Zwei Jahre lang konnte er vor Schmerzen das Bett nicht verlassen. Mit Hilfe von Ärzten und Medikamenten wurde er gesund, hatte aber große Angst, dass das Rheuma zurückkehrt. Hilfesuchend wandte er sich an einen Wunderheiler. Sechs Jahre lang blieb Parvin in den Fängen des Babas. „Er hat mir große Angst gemacht, dass meine Krankheit zurückkehrt. Ich müsse Gott etwas opfern. Also dem Baba etwas geben, denn er ist Gottes Stellvertreter. Wenn ich das nicht tue, werde Gott zornig. Das ist in unserer Kultur so üblich. Das glauben wir alle.“ Die Anhänger des Babas „opferten“ Autos, Smartphones, Videokameras, Bargeld, sogar eine Herde Kühe kauften sie dem Wunderheiler. Parvin Sherka vermachte dem Baba seine gesamten Ersparnisse, umgerechnet über zwanzigtausend Euro. Dann ließ ihn der Heiler fallen. Der Betrug wurde offensichtlich, Parvins Weltbild brach zusammen, er dachte an Suizid. Seine Rettung waren zwei Frauen, Rationalistinnen, im Hauptberuf Psychologin und Anwältin. Sie fangen Parvin Sherka seelisch auf, geben ihm sein Selbstvertrauen zurück und seinem Leben einen neuen Sinn: den Kampf gegen den Baba. Die Organisation der Rationalisten hatte es in jahrelanger Lobbyarbeit geschafft, dass in Indien ein einzigartiges Gesetz erlassen wurde, das „Schwarze-Magie-Gesetz“. Demzufolge können Heilsversprechen mit Verweis auf höhere Mächte strafrechtlich als Betrug verurteilt werden. Die Rationalistin und Anwältin Tubki Patil hat sich des Falls angenommen und kämpft, zusammen mit vielen tausend anderen Rationalisten in Indien, gegen den Missbrauch von Hilfesuchenden durch Aberglauben und überkommene Traditionen.
ARTE, Deutschland, 2021, 44min
Regie: Lars Pfeiffer
Kamera: Max Schlehuber
Eine schroffe Steilküste, geformt aus Basalt und Vulkangestein, so ragen die Färöer aus dem Nordatlantik und trotzen dem stürmischen Atlantik. Grasbewachsene Berghänge, Wasserfälle und kleine Bäche prägen die Landschaft. In den letzten tausend Jahren hat sich hier eine einzigartige Kultur entwickelt. Als direkte Nachfahren der Wikinger fühlen sich die Färinger ihrer Tradition verpflichtet, ohne sich dabei den Vorzügen der modernen Welt zu verschließen.
Archaische Jäger- und Sammlerkultur trifft auf moderne Kunst und Musik. Gerade einmal 50.000 Menschen leben auf den Färöern, die ein autonomer Bestandteil des Königreichs Dänemark sind, mit eigener Regierung und ohne EU-Mitgliedschaft. Die Färöer haben umfangreiche Fischfangrechte, die sie selbst nutzen oder auch an andere Nationen verkaufen dürfen. Der Ertrag der Fischerei hat die kleine Inselwelt reich gemacht. Milliardenteure Investitionen in den Tunnelbau leisten sie sich, um selbst die kleinsten der 18 Inseln zu erreichen. Es lebt sich gut auf den windumtosten Inseln. Eierdiebstahl ist eine der Traditionen der Färinger. Sie seilen sich an den Klippen ab, um die Nester der Seevögel auszuräubern. Halsbrecherisch ist auch der Schafabtrieb in Tjørnuvík: Mit einer handbetriebenen Seilbahn werden die Tiere über eine tiefe Schlucht transportiert. Die umstrittenste Tradition auf den Färöern ist der Walfang. Jahrhundertelang war er überlebenswichtig. Diese Zeiten sind längst vorbei. Dennoch befürwortet die Mehrheit der Färinger den Walfang bis heute. Trotz internationalem Protest.
ARTE, Deutschland, 2019, 52min
Regie: Holger Riedel
Kamera: Max Schlehuber
Ton: Nazan Sahan
Der gewaltige Sambesi durchzieht den Süden Afrikas und bildet riesige Überschwemmungsgebiete: In Sambia zwingt die Flut jedes Jahr ein ganzes Volk zum Umzug. Die Kuomboka - ein großes, rituelles Spektakel für die Bewohner des Sambesi, einschließlich ihrer Königin, die von den Untertanen in Sicherheit gebracht wird.